BERLIN. Hinterbliebene von Opfern des Terroranschlags vom Berliner Breitscheidplatz haben von der neuen Bundesregierung in einem Brief „weitergehende Ermittlungen in Bezug auf die Tat und auf mögliche Mittäter und Drahtzieher“ gefordert. Zudem würden sie einen würdigen Umgang mit den Betroffenen vermissen, berichtet der RBB unter Berufung auf ein Schreiben der Familien der 13 Todesopfer.
Zudem werfen die Hinterbliebenen den deutschen Sicherheitsbehörden vor, „Spuren zu möglichen Mittätern nicht ausreichend nachgegangen“ zu sein. Es habe „gravierende Fehler in der Strafverfolgung“ gegeben.
Erst am Montag hatte der RBB gemeldet, der Hintermann des islamistischen Anschlags sei ein irakischstämmiges Mitglied der Terrorgruppe Islamischer Staat (IS). Dabei handele es sich um einen hochrangigen Funktionär des IS, der unter unter dem Kampfnamen Abu Bara’a al Iraqi auftrete. Er befinde sich nach wie vor auf freiem Fuß.
Innensenator zeigt Verständnis für Hinterbliebene
Dem Bericht zufolge hatten sowohl das Bundeskriminalamt (BKA) als auch der Bundesnachrichtendienst (BND) wenige Tage nach dem Anschlag am 19. Dezember 2016 Hinweise zu einem möglichen irakischstämmigen Auftraggeber erhalten. Doch trotz der Einstufung der Hinweise als „ausgesprochen zuverlässig“ hätten die Behörden den Hinweis nicht weiterverfolgt.
Berlins Innensenator Andreas Geisel (SPD) zeigte unterdessen Verständnis für die Hinterbliebenen. „Die Angehörigen der Opfer haben alles Recht, wütend zu sein und Aufklärung zu fordern. Das ist subjektiv absolut nachvollziehbar“, sagte er dem RBB. Es habe aber drei Untersuchungsausschüsse und die Ermittlungen der Sicherheitsbehörden gegeben. „Es ist so viel wie möglich aufgeklärt worden“, lautete sein Fazit.
Bei dem islamistischen Anschlag im Dezember 2016 waren zwölf Menschen ums Leben gekommen. Anfang Oktober dieses Jahres erlag zudem ein Ersthelfer den Folgen seiner Verletzungen. Anis Amri war im Dezember 2016 von italienischen Polizisten erschossen worden. (ag)